Stoasteirisch = Dialekt-Sprache der Südsteiermark
Uamol muasas sai, a waun sie die Fleign ind die Beiveigl voa Lochn in Bauch holtn – doutz, wos hiazn kimb, is da südsteirische Doudn (ein Auszug):
Griaß Enk = Grüß Euch, Gachzorni = Jähzornig, Die Weimba san zeiti = Die Trauben sind reif, Sunseiti = Sonnenseitig, Aufgloandi Eb´n = Steiler Hang, Griaß Di = Grüß Dich, Dahoam = Zu Hause, A Supp´nhäfn = Ein Suppentopf, Oabandln = Flirten, Steirischer Sterz = Krümmelig gekochte Polenta, Sterzautobahn = Spezielles Straßenstück entlang von vielen Maisfeldern (zwischen Leibnitz und Mureck verlaufend), Woaz = Mais/Kukuruz, Woazstriezl = Maiskolben, Woarzmöhl = Polentamehl, Schwammsupp´n = Pilzsuppe, Spompanadln = Streiche/Dummheiten, Foaferlsupp´n = Tropfteigsuppe, Moapal = Mofa/Kleinmotorrad, Oachkatzlschwoaf = Schweif eines Eichkätzchen`s, Krawuttisch = schlecht gelaunt/leicht erzürnt, Furchenkeks = Erdäpfel-Kartoffeln, schneidi (a Schneid hob´n) = draufgängerisch/mutig sein, Arschlan gean = rückwärts gehen, Oamal = einmal (Vergangenheit), Woassa = Wasser, Wei`= Wein, Dos = Das, voa siach = von sich, es warad = es würde sein, kuntert = könnte, weitschichti vawaund = entfernt verwandt, wurad zurni = wurde zornig, boald woar = bald war, da summa = der Sommer, auf da sunn = an der Sonne, ols = als, Fruajohr = Frühjahr, Wei´stöck= Weinstöcke/Reben, sulladn = sollten, auf oamal zweni Reg´n = auf einmal zu wenig Regen, san diarr wor´n = sind dürr geworden (vertrocknet), jammad´n = haben gejammert weil´s … , Eamba = Eimer mit Haltegriff, Hudriwudri = Wirwar/Durcheinander, Wuchtel = Germgebäck meistens mit Marmelade gefüllt – wird in einer Rei`n gebacken, Rei´n = Kasserolle zum im Ofen backen, urassn = verschwenderisch sein, Hoadnmöl = Buchweizenmehl, Hoadnsterz = krümelig gekochter Sterz aus Heidenmehl (Buchweizen)
Die Geschichte vom Steirer vorm Himmelstor
In olla Morgenfrua. Da Himmelspolost steht do in guldenen Sunschein. Da Petrus, der olt Türwogl, kampelt sein weißn Bort aus, legg sein lonkn Suntsrock on und setzt sih vor da Himeltür afs Schamerl.
Nimbbs Fruahstuckhäferl zwischn die Knia und hebb on zan löffln. „Scha wieda däs Gschloda, däs fadi!“, brumelt er. Naürla, Kaffee! Kaffee! Onders gerts neama. Nit amol da Himel wa meh gouz, ohni Kaffee! – A guadi Milchsuppn! A Griaßkoch, wou sein de Zeitn! Und der Rahmstrudl! (Schnolzt mit da Zung). Nau!“ Er schaut über d´Leitn owi und siacht unt af da Wiesn oan liegn. A Hondwerchsbursch oda so wos. A junga Kerl is´s. Wird wieda so oana sei, der die gonz Nocht woaß da Teixl wos! Und bam Tog schlof´n. Faulpelz!
„Du Strabanza!“ schreit da Petrus owi. „Wer hot dan dirs dalabb, af unsa Himelwiesn´s Gros zom Knotzn?“ Da Frembbi, der riegelt sih, draht si um, wetzt d´Augn aus und goamazt (gähnt). „Nau, wird’s?!“ Dau Bua af da Wiesn setzt sih auf, siacht in Petrus, kampelt gschwind mitn fünf Fingern sei Hor aus´n Gsicht und sogg: „Guad Morgn, Herr Petrus! – ich steh schon auf. D´Läufln sein mar a wenk star. Bin die gonz Nocht gonga. Und hiazt tat ih holt fleißi bitt´n – “
„Aha, in Himel möchst eini, gelt?“
„Wul, wul! Bittgorschön.“ „Wos bist dan für a Londsmon?“ frogg da Petrus. „A STEIRER bin ih.“
„Sapperwold eini! A Steirer! Nau, selm wul, selm. Kim nar auffa. Für d´Steirer hobn mar ollaweil Plotz in Himel. Du, wort a bissl, ih moch die groß Tür auf. Da Goud Voda hot für enk Steirer extra oani ausbrechn lossn – zwegn die Kröpf.“ Da Bua bleibb oba vor da Himelstür stehn, stopft sei Pfeiferl und geht nit eini. „As is schon offn!“ sogg da Petrus. Da Bua klaubelt Schwom und Fuirstoan aus´n Hosnsäckl, schlogg Fuir, und daweil er in Pfeifnspitz zwischn an Zähntn holt´t, sogg er: „Ih hät holt wul nouh a Bitt, Herr Türwogl!“
„Nau, aussa damit.“
„Wan do drinnen – in Himel holt zwoa Platzl´n tatn sein!“
„Zwoa? Za wos dan zwoa? So a Büabl, a gfüags, wird wul af oan ah noh Plotz hobn, denk ih!“
Da Steirer tuat in Schwom ins Pfeiferl, ziacht a pormol on, und wia´s brint, sogg er: „Ih wul eh, daß ih Plotz hät – af oan Sessel, oba woaßt – as is holt – as möchte holt – as kimbb holt noh wer noch.“
„Noch kimbb noh wer?“
„Woaßt, ih – bracht holt nouh wen mit – “ „Sou? Wen dan, mit Valaub z´frogn?“
Da Bua blost a por Rachschüberler ausser und moant gonz deamüadi: „Herr Petrus. Däs – denkn kuntst da´s wul eh. Mei Dirndl – “
„Woos!“ schreit da Türwogl. „A – a – a Weibsbild! Hiaz schaust oba glei!“ Sölcheni Dumheitn do! Weiberleut! Daß uns da gonz Himel vadorbn wurd! Muaß da sogn, mei liaba Steirer, den Gspoaß schlog dar aus´n Kopf. Na, so wos is nit da Brauch ban uns.“
Draht sih da Bua stad um und sogg traurig: “Pfiat Goud!“ Da Petrus schautn groß on: „Mir scheint, fuatgehn will er wieda!“ „Jo, Her Türwogl, ih geh wieder owi“, moant da Bua gonz betrüabb, „wan ih – mein Schotz nit därf mitnehmen in Himel eini, aftn gfreuts mih selber ah nit drina. Nit bös sein!“ Und hebb schön stad on zan owisteign. Da Petrus schautn noch und beidlt sein weißn Kopf. „Oba na“, brumelt er, „scha gleich zwoatausend Johr in ih hiaz do. Oba sou wos is mar ah nouh nit passiert. Hiaz bring ih den jungen Kerl in Himel nit eini.“
Da Bua drödlt wieder owi gegn die greanen Olmen. „Is mar ah olls oans“, moant er tröstweis, “ih geh zu meiner Nandl.”
Da Petrus schaut und schreit´n noch: „Du Bua! Und host as wirkla gern, han?“ Schau, eigentlich gfollt ma dos, wan a frischa Bua sei Dirndl so gern hot!“ „Ih brauch dei woach Redn nit!“ sogg da Bua und geht trutzi weida. Da Petrus roat`t a wenk ban eahm selba, fuatgehn, denkt er eahm, loß ih´n doh nit. „He!“ ruaft er, „Steirer! – Hansl! Oda wiast hoaßt! Hörst nit? Hon da sogn wölln: die Nandl, brings her in Goutsnom!“ A Randl späda seins Orm un Orm daherkeman ollzwoa, er a kecks Federl afn grean Huat, sie a frisch Kranzl in Hor. – Nau und seid der Zeit gehen d´Steirer porweis in Himel eini. Recht hobns!
Geschichte vom Steirer vorm Himmelstor – Peter Rosegger (1843 – 1918)
Steirischer Schriftsteller und Heimatdichter
Quelle: Steirisches Mundart Wörterbuch – Weishaupt Verlag
Hier ein steirisches Mundart-Gedicht zum Üben:
Jedes Dorf und jedes Tol
hot sei Mundort ghobt amol.
Mauncha wor stulz auf sei Hoamatland,
hot ma sei Herkunft an der Sproch erkaunt.
Heut wulln olle als gebüldet göltn,
redn in ihra Mundoart nur nou söltn.
Frali – in an großn Vortrogssol,
spricht man nach der Schrift – jawohl!
Hörst oba den Leutn im Olltog bam Redn zua,
oda du belauscht im Gosthaus an Dischgua:
I varrot enk liabe, gescheite Leut,
es gibt Mundortausdrück a nou heut.
Warum soll ma si des Dialketes wegn Schauman?
Sei Sproch ollwal in feine Worte klauman?
Hot doch da Berlina und da Weana auch
Umgangssproch und Mundoart im Gebrauch.
Maunche moanan, die Mundoart klingart gschert,
die net mehr in unsere Zeit einighört.
Oba sogst auf englisch hu und hau,
do find neamt wos Witzigs drau.
Ob oana reich is oder net,
ob oana gescheit is oder net,
am bestn is er draun,
er red sou wia er kaun!
Konrad Maritschnik – Sulmtal, Südsteiermark